Serverseitiges Tracking erklärt

Intro

Der Aufbau einer zuverlässigen Datenbasis ist die Grundlage für erfolgreiche Marketing- und Analysetätigkeiten. Sich ständig weiterentwickelnde Tracking-Präventionsmaßnahmen der Browser- und Endgerätehersteller sowie strengere Datenschutzbestimmungen machen dies immer schwieriger. Viele Unternehmen sehen im serverseitigen Tracking (oder Server-to-Server-Tracking) eine Lösung für diese Herausforderungen.

Im Vergleich zum herkömmlichen clientseitigen Tracking kann das serverseitige Tracking u. a. die Menge der erfassbaren Daten erhöhen. Es gibt jedoch auch Einschränkungen. Im Folgenden erläutern wir das Konzept des serverseitigen Trackings und stellen einen Vergleich zum clientseitigen Tracking an.

Was ist serverseitiges Tracking?

Das Konzept der Datenerfassung durch Server ist nicht neu: Die Analyse von Protokolldateien bietet diese Form der Datenerfassung schon seit Jahrzehnten, wenn auch mit geringerer Komplexität der Daten. Und es gibt verschiedene Ansätze. So ist es beispielsweise möglich, Daten ausschließlich auf der Serverseite zu sammeln, ohne das Gerät des Nutzers einzubeziehen. Dies kann jedoch sehr kostspielig sein und erfordert ein hohes Maß an IT-Beteiligung, da es erhebliche Änderungen an der internen Serverinfrastruktur erfordert.

In diesem Artikel befassen wir uns mit dem etwas moderneren Konzept des hybriden serverseitigen Trackings, bei dem clientseitig Daten erhoben werden und ein Tracking-Server als Vermittlungsserver fungiert, der eingehende Anfragen bearbeitet und sie weiterleitet (z. B. an Google Analytics). Daten für Analyse- oder Marketingzwecke werden in konsolidierter Form übermittelt und nicht direkt vom Gerät des Nutzers, wie es beim clientseitigen Tracking der Fall ist.

Wie funktioniert serverseitiges Tracking und was ist clientseitiges Tracking?

Wie funktioniert das also genau? Um das zu erklären, schauen wir uns zunächst an, wie das clientseitige Tracking funktioniert.

Clientseitiges Tracking:

Beim klassischen clientseitigen Tracking werden Daten direkt von den Geräten der Nutzer:innen, auf denen die Website oder App läuft, an Drittanbieter wie Analytics-Tools (GA4, Adobe Analytics…) oder Marketinganbieter (Google Ads, Facebook…) gesendet. Dies kann auch bedeuten, dass mehr Daten als nötig gesendet werden, was zu Datenschutzverletzungen führen kann.

 

Client-Side-Tracking

Hybrides serverseitiges Tracking:

Beim hybriden serverseitigen Tracking werden die Daten zunächst auch clientseitig erhoben aber nicht direkt an die Drittanbieter gesendet, sondern an eine separate Infrastruktur, dem sogenannten Tracking-Server, der unter Ihrer Kontrolle läuft. Sie senden die Daten im Grunde an sich selbst.

Dort können die Daten konsolidiert und gegebenenfalls bereinigt und an die Drittanbieter weitergeleitet werden. So können beispielsweise versehentlich erhobene personenbezogene Daten bereinigt werden. Dadurch kann verhindert werden, dass Drittanbieter diese Daten überhaupt erhalten. Sie erhalten dadurch mehr Kontrolle über die Datenweitergabe, was unter den neuen GDPR-Bestimmungen von entscheidender Bedeutung ist.

 

Server-Side Tracking

Was sind die Vor- und Nachteile des serverseitigen Trackings?

Nachfolgend einige der wichtigsten Argumente für die Verwendung von serverseitigem Tracking:

Datenquantität: Durch eine optimierte Methode zur Erfassung der Daten auf dem Server werden Verzerrungen oder Verluste vermieden, die durch Browserunterschiede oder Tracking-Blocker entstehen können. Bei der Erfassung auf der Clientseite kann die Datenerhebung durch Browser-Maßnahmen wie Tracking Prevention (ITP/ETP), Ad-Blocker oder Deaktivierung von JavaScript beeinflusst werden, die bei der serverseitigen Erfassung umgangen werden können. Dadurch kann eine zuverlässigere Erfassung der Daten erreicht werden.

Tipp: Bei unseren Kunden konnten wir die Datenmenge um ca. 10-20% erhöhen, indem wir einen so genannten Reverse Proxy eingesetzt haben (um die Anfragen des Tag Management Systems in die eigene Infrastruktur des Kunden zu integrieren).
Eine Case Study dazu finden Sie hier.

Datenschutz: Da die Daten nicht direkt vom Client-Gerät erfasst werden und die Anfragen serverseitig verschlüsselt werden, können weniger Informationen an Dritte weitergegeben werden, was das Risiko von Datenschutzverletzungen verringern kann.

Performance: Da keine zusätzlichen Skripte oder Pixel in den Browser geladen werden müssen, kann serverseitiges Tracking die Ladezeiten verkürzen und die Performance der Webseiten oder Apps verbessern.

Kontrolle: Sie behalten die volle Kontrolle über Ihre Datenerfassung und -verarbeitung, was eine größere Flexibilität und Anpassungsfähigkeit ermöglicht.

 

 

Serverseitiges Tracking bietet einige Vorteile, aber es gibt auch Nachteile und Herausforderungen, die berücksichtigt werden sollten:

Komplexität: Die Einrichtung des serverseitigen Trackings kann komplexer sein als die Einrichtung des clientseitigen Trackings, insbesondere wenn mehrere Datenquellen oder Systeme integriert werden sollen.

Wenn Sie Unterstützung bei diesem Prozess benötigen, können Sie hier einen kostenlosen Anruf mit uns vereinbaren.

Kosten: Serverseitiges Tracking kann höhere Kosten verursachen, insbesondere wenn zusätzliche Serverressourcen oder eine Spezialsoftware erforderlich sind.

Wenn das Hosting on-premise (auf Ihrer eigenen Infrastruktur) erfolgt, fallen Kosten für die Wartung und den Betrieb Ihrer eigenen Infrastruktur oder die Anmietung einer Cloud-Lösung an. Dazu gehören Kosten wie Server-Hardware, Softwarelizenzen, Cloud-Hosting und laufende Wartungskosten. Darüber hinaus kann die Skalierbarkeit des serverseitigen Hostings zusätzliche Investitionen erfordern, wenn Ihr Daten- und Traffic-Volumen wächst.

Wartung: Bei der Implementierung des serverseitigen Trackings für Ihre digitale Infrastruktur ist eine laufende Wartung und Überwachung von wesentlicher Bedeutung. Alle Änderungen oder Probleme bei der Servereinrichtung können sich direkt auf die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Daten auswirken. Um den reibungslosen Betrieb des serverseitigen Trackings und die Integrität Ihrer Daten zu gewährleisten, sollte ein robustes Wartungs- und Überwachungssystem vorhanden sein. Dieses sollte regelmäßige Aktualisierungen, Leistungsprüfungen und eine proaktive Fehlerbehebung umfassen, um eventuell auftretende Probleme schnell zu beheben.

Heißt das, wir können ohne Cookies tracken?

Je nach Anbieter kann das serverseitige Tracking Alternativen zu Cookies bieten, z. B. mit Hilfe von Session-IDs oder Device Fingerprinting. Wenn jedoch Cookies verwendet werden, kann ihre Haltbarkeit verlängert werden, da First-Party-Cookies für die Datenerfassung verwendet werden.
Im Gegensatz zum clientseitigen Tracking, das häufig auf Third-Party-Cookies zurückgreift, sind First-Party-Cookies beim Server-seitigen Tracking weniger anfällig für gängige Blockierungsmethoden und können daher zuverlässigere Daten liefern.

Serverseitiges vs. Clientseitiges Tracking

Merkmal Serverseitiges Tracking Client-side tracking
Datenerhebung Erfolgt auf dem Server Erfolgt auf dem Client (z. B. Browser)
Datenschutz Datenschutzfreundlicher, durch mehr Kontrolle und Verarbeitung auf Tracking-Server Evtl. mehr Daten als nötig gesendet
Anfälligkeit für Blockierungen
Weniger anfällig
(z.B. durch First-Party-Cookies)
Anfälliger, besonders bei Third-Party-Cookies
Komplexität Kann komplex in der Einrichtung sein Meist einfach einzurichten
Kosten Potenziell höhere Kosten geringere Kosten

Welche Anbieter gibt es?

Verschiedene Anbieter, von Spezialtools bis hin zu den großen Playern, bieten mittlerweile serverseitiges Tracking an. Dazu gehören unter anderem:

  • Serverside GTM von Google (bietet einen Hostingansatz für die eigene Infrastruktur an)
  • Matomo (ehemals Piwik, Open-Source-Analyseplattform)
  • Piwik PRO (Analytics Suite, hervorgegangen aus dem Open-Source-Projekt Piwik)
  • EventStream von Tealium (bietet eine direkte Integration mit ihrem eigenen Tag Management System Tealium iQ)
  • WebSDK von Adobe (nahtlose Integration in die Adobe-Infrastruktur und direkte Anbindung u.a. an Adobe Analytics)
  • JENTIS (spezialisierter Anbieter von serverseitigem Tracking aus Österreich, selbsternannte Data Capture Platform (DCP))
  • fusedeck (Analytics Suite aus der Schweiz)

 

Wir haben bereits praktische Erfahrungen gesammelt und Projekte mit den oben genannten Anbietern durchgeführt und führen mit vielen von ihnen laufende Partnerschaften. Projektbeispiele finden Sie hier.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das serverseitige Tracking erhebliche Vorteile im Hinblick auf den Datenschutz bietet. Es ermöglicht eine genauere und zuverlässigere Datenerfassung, die mit den aktuellen Datenschutzbestimmungen im Einklang steht. Betrachtet man die Branchentrends, so scheint das serverseitige Tracking in den Bereichen Digital Analytics und Marketing an Fahrt zu gewinnen – und das aus gutem Grund.

Wenn Sie an der Planung und Implementierung einer serverseitigen Tracking-Infrastruktur interessiert sind, unterstützen wir Sie gerne. Kontaktieren Sie uns hier oder buchen Sie ein kostenloses 30-minütiges Gespräch mit uns, um herauszufinden, ob Server-Side-Tracking für Sie geeignet ist. Wir klären gerne Ihre Fragen.