Kleiner Consent ganz groß – Wann die Micro-Consent-Einholung dem Macro-Consent-Banner überlegen ist
on 11.05.2020 by Dr. Marco Linz, Dr. Ramona Greiner
Aus unserer Beratungspraxis kennen wir Ihre Situation nur zu gut, dass sich die Zustimmungsraten zu den klassischen Consent-Bannern nur schwer über 70% – 80% heben lassen. Tracking, Erfassung von Kund*innendaten und Performance Marketing scheinen damit aktuell leider erste Grenzen gesetzt. Weitere Optimierungen ohne weitreichendes Nudging, also dem mittelbaren Steuern der Nutzer*innenzustimmung über eine geschickte Bannergestaltung, scheinen nahezu unmöglich.
Welche Implikationen hat TCF 2.0?
Leider erfährt diese gängige Praxis der gestalterischen und textlichen Optimierung der Consent-Banner aktuell wesentliche Einschränkungen durch die vom Interactive Advertising Bureau Europe (IAB Europe) eingeführten detaillierten Vorgaben zum Consent-Banner-Design. Diese sind im Transparency and Consent Framework 2.0 (TCF 2.0) niedergelegt. Aus unserer Sicht ist daher in Zukunft eher mit sinkenden Consent-Raten bei einer TCF 2.0 entsprechenden Macro-Consent-Einholung per Banner zu rechnen.
Was wäre, wenn der initiale Consent-Banner gar nicht die „single source of truth“ ist?
Wir wollen daher den Fokus, weg vom Macro-Consent-Banner zu Beginn des Besuchs einer Website oder App, hin zum Konzept einer Micro-Consent-Einholung an geeigneter Stelle während des Besuchs lenken. Die Bezeichnung Micro-Consent bezieht sich dabei auf einen fallspezifischen Consent, der ggf. nicht so umfänglich ausfällt, wie der übergreifende Macro-Consent. Essenziell ist dabei, dass die Consent-Einholung für den Nutzer transparent und sinnvoll erfolgt. Zudem sollte der Nutzer*in ein aus ihrer Sicht relevanter Mehrwert als Gegenwert für die Einwilligung angeboten werden.
Warum ich zustimme, wenn ich zum richtigen Zeitpunkt gefragt werde
Hier ein konkretes Beispiel zur Demonstration, wann ein Micro-Consent dem Macro-Consent überlegen sein kann: Vielleicht ist es Ihnen auch passiert, dass Ihre Krankenkassen-App Sie beim ersten Start nach einer Berechtigung zum Kamerazugriff per Consent-Banner gefragt hat. Da die Anfrage für die Nutzer*in an dieser Stelle nicht nachvollziehbar ist und oftmals mit der Unsicherheit einhergeht, was die Krankenkasse denn wohl im Schilde führt, sind die Zustimmungsraten entsprechend niedrig. Hier kann die Micro-Consent-Einholung zu einem späteren geeigneteren Zeitpunkt ihre volle Kraft entfalten. Sobald sich für die Nutzer*in die Notwendigkeit ergibt, eine Krankmeldung oder Rechnung an ihre Krankenkasse per App zu senden, ist die Chance für die Micro-Consent-Einholung gekommen. Der Nutzer*in werden in der Regel 3 Möglichkeiten zur Übersendung der Dokumente angeboten: per Brief, als PDF-Upload oder als Foto. Da die letztgenannte Möglichkeit oftmals die attraktivste darstellt, wird die Nutzer*in an diesem Punkt sehr gerne einem Kamerazugriff zustimmen. Es ist ihr transparent, warum der Zugriff benötigt wird. Sie erkennt die Sinnhaftigkeit und erhält den konkreten Mehrwert, die Dokumente weder in ein PDF umwandeln, noch zur Post bringen zu müssen.
Welche Möglichkeiten für Micro-Consents bieten sich an?
In der Praxis ergeben sich unzählige Möglichkeiten der sinnvollen und mehrwertstiftenden Micro-Consent-Einholung. Hier ein paar Anregungen:
- Abspeichern wiederholter Eingaben zur Steigerung der Convenience (z.B. Standorte in Onsite-Search-Elementen)
- Abspeichern wiederholter Filterauswahlen Steigerung der User Experience (z.B. Größenangaben in Shops)
- Einschaltung einer gewünschten Personalisierung (z.B. in Mediatheken oder Shops)
- Abruf von Empfehlungen als Service-Mehrwert (z.B. komplementäre Produktvorschläge)
- Email-Benachrichtigungen über Warenverfügbarkeit, um wiederholte erfolglose Shopbesuche zu ersparen
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Lassen Sie uns sehr gerne gemeinsam schauen, welche Potenziale sich konkret für Ihren Anwendungsfall finden lassen. Sie werden überrascht sein!