„Tackling Climate Change“ – FELD M beim EU Datathon 2019 in Brüssel
on 24.06.2019 by Dr. Matthias Böck, Dr. Ramona Greiner
Im Rahmen von Data Science for Social Good bieten wir nicht nur unsere Datenambulanz (https://www.feld-m.de/datenambulanz) für gemeinnützige Organisationen an, sondern nehmen auch regelmäßig an Hackathons, Datathons und ähnlichen Wettbewerben teil (R Conference, Kaggle, …). 2019 haben wir nun zum ersten Mal am europaweiten EU-Datathon teilgenommen und eine Applikation zum Thema Klimaschutz entwickelt.
Der EU-Datathon und unsere Herausforderungen
Der diesjährige Datathon der EU (https://publications.europa.eu/en/web/eudatathon) umfasste wieder drei unterschiedliche Challenges und uns war sofort klar, dass wir uns mit dem Thema „Tackling Climate Change“ beschäftigten wollten. Die Vorgabe des Wettbewerbs war, neben einer innovativen Idee, die Verwendung mehrerer offener Datensätze, die durch die verschiedenen EU-Institutionen bereitgestellt werden. Bewertet wurde unter anderem nach folgenden Kriterien: Relevanz, Open-Data-Verwendung (Neuheit, Skalierbarkeit und Updates), der Lösung an sich (Problembeschreibung, Data Science, Maturity, fortlaufenden Nutzen für die Zielgruppe, Sharability, …) sowie dem Projektplan.
Neben der Bekämpfung des Klimawandels, ist es uns aber auch ein Anliegen, auf den Nutzen von offenen Daten hinzuweisen. Datentransparenz ist einer der Grundpfeiler der Open-Data-Bewegung und sichert Integrität und wissenschaftliche Arbeitsweisen sowie vielseitige Verwertung der Daten. Nur durch die Verwertung erhalten Daten ihren Wert und je besser Zugang, Qualität und Granularität der Daten sind, umso detailliertere Modelle und Simulationen können gebaut werden und ihr wertstiftendes Potential steigern. Wichtige Quellen sind u.a. das EU Open Data Portal (https://data.europa.eu/euodp/en/data), die UN (http://data.un.org/) oder die Weltbank (https://data.worldbank.org/).
Eine App gegen den Klimawandel – Datenbasierte Aufklärung für Schüler*innen und junge Menschen
Unsere Idee: Um dem Klimawandel entgegenzutreten, ist Bildung unsere stärkste Waffe: Verstehen, was die Ursachen sind, welche Auswirkungen er auf unsere Erde haben wird und was man selbst dagegen tun kann. Deswegen wollten wir den Klimawandel auf einfache Weise Schülern erklären, anhand von anschaulichen Beispielen zu Boden, Luft, Wasser und Biodiversität.
Greta Thunberg hat den Gedanken der Aufklärung und warum wir jetzt handeln müssen wohl am treffendsten beschrieben:
Let’s get this application started: Unser Vorgehen gemäß Design Thinking
Mit einem kleinen Team haben wir in den letzten Wochen fleißig unsere webbasierte App entwickelt, die Schüler*innen einerseits den Klimawandel erklären soll, aber andererseits auch dazu anregen soll, selbst aktiv zu werden.
In der Umsetzung haben wir uns am Design Thinking Prozess orientiert und als Erschließung des Problemraumes damit begonnen, Interviews mit unserer Zielgruppe und Experten zu führen sowie ausführliche Desk Research zu betreiben. Dabei wurde uns auch bewusst, dass es in diesem Projekt natürlich um die Integration von Daten gehen wird, aber in einem sogar noch größeren Umfang um das Kuratieren von geeigneten, erklärenden Texten. Data Literacy ist dabei sicher auch ein wichtiger Aspekt. Wie können wir unser Verständnis von Daten und die Interpretation von Tabellen und Visualisierungen schulen? Auch das ist ein wiederkehrendes Thema, das uns im Zuge unserer täglichen Arbeit mit Daten beschäftigt (https://www.feld-m.de/service/dashboards-visualisierung/).
Mit Daten aufklären: Was genau unsere App zeigt
Unsere Analysen vereinen in unserem Prototyp Daten zu EU-weiten historischen Emissionen von Treibhausgasen und entsprechende Vorhersagen für die kommenden Jahre. Dabei werden die Anteile verschiedener Sektoren, aber auch die Anteile pro Kopf und Land an den Gesamtemissionen visualisiert. Neben den beobachteten Extremwetterlagen der letzten Jahrzehnte haben wir auch berechnet, wie sich das Meer bei vorhergesagten Meeresspiegelanstiegen ausbreiten würde, indem wir Modelle für den Meeresspiegelanstieg auf die Küsten Europas hochgerechnet haben. Zu diesem Zweck wurden Voronoi-Zellen um die Projektionsdatenpunkte herum berechnet, die Pegel in Bins aufgeteilt und auf eine topografische Karte übertragen. Neben den Analysen haben wir auch verschiedene Optionen gesammelt, wie man selbst aktiv werden kann und was die aktuelle Aussicht ist, wenn wir uns keine ehrgeizigeren Ziele setzen.
Unseren aktuellen Prototypen findet ihr hier (bisher nur für Desktop und Tablet entwickelt): environ-mate.feld-m.de
Technische Details und Datenschutz
Die Anwendung selbst ist Client-based (kein Backend notwendig) und somit hoch skalierbar (hierfür kamen u.a. JS Libraries wie Leaflet, Spectre und Vue zum Einsatz). Darüber hinaus ist die Anwendung natürlich GDPR-konform und bisher auf Deutsch und Englisch verfügbar. Wir planen in den kommenden Wochen weitere Sprachen nachzutragen.
Das Ergebnis: Vierter Platz in unserer Gruppe beim EU-weiten Datathon
Aus 99 EU-weiten Projektideen wurden auch wir ausgewählt, unser Projekt im Finale in Brüssel zu präsentieren. Letzte Woche war es endlich soweit und wir konnten zusammen mit 11 weiteren Teams (vier je Challenge) unsere Ergebnisse in kurzen 10-minütigen Präsentationen vorstellen. Wir haben dort in unserer Challenge den vierten Platz belegt und möchten uns bei allen für ihr positives und konstruktives Feedback der letzten Wochen bedanken. Der EU Datathon 2019 war bestens organisiert (im Vorfeld sowie auch die Final-Konferenz).
Besonderer Dank für die Unterstützung gilt unseren Kolleg*innen, die uns den Rücken freigehalten oder gestärkt haben, um das Projekt umgesetzt zu bekommen. An dieser Stelle möchten wir aber auch allen innovativen Projektteams gratulieren, die viel Herzblut und Energie in ihre engagierten Projekte gesteckt haben!
Die Aufzeichnung der gesamten Konferenz findet sich hier: FOLGT SOBALD VERFÜGBAR
Future ahead: Wie es weitergeht
Wir sind der festen Überzeugung, dass unsere App einen großen Mehrwert für viele Menschen liefern kann. Mit dem Datathon endet daher keineswegs unser Projekt, sondern wir möchten als nächstes Nutzertests mit Schüler*innen durchführen sowie einen Klimaexperten um weiteren Input bitten. Darüber hinaus suchen wir weitere Mitstreiter, die an die gute Sache glauben und uns bei der zukünftigen Entwicklung unterstützen wollen. Natürlich werden wir auch nach Funding oder Sponsoren für unser Konzept suchen. Schreibt uns einfach an Datenambulanz@feld-m.de wenn das für euch spannend klingt.