FELD M beim Greentech Festival und der DMEXCO@home – Was lohnt sich?

on 07.10.2020 by Dr. Ramona Greiner

2020 kam alles anders als geplant und die Veranstalter der großen Konferenzen mussten gehörig umdenken. Das Resultat: Die meisten Events in der Digitalbranche fanden online statt. Das bedeutet aber auch: Es gibt weltweit sehr viele interessante Events, an denen man nun potenziell teilnehmen könnte und die Qual der Wahl trifft viele von uns: Welche Konferenz lohnt sich wirklich?

 

Ich habe für FELD M in diesem Jahr an drei Konferenzen teilgenommen. Bei Tealiums Digital Virtualocity im Juni sowie im September beim Greentech-Festival, das halb vor Ort in Berlin und halb digital stattfand, sowie der DMEXCO@home, die rein digital zu verfolgen war. Meinen Eindruck der letzten beiden möchte ich mit euch teilen. Dabei kann es hier natürlich nur nachrangig um die inhaltlichen Aspekte gehen, da jede*n von uns etwas anderes interessiert. Was ihr in einem Bereich unterkomplex findet, kann für mich total neu sein und wo ich sogar glaube, es besser zu wissen als die Teilnehmer*innen auf den Konferenz-Panels, kann es für euch unter Umständen ein gewinnbringender Talk sein. So ist es eben mit der Diversität, den unterschiedlichen Interessen und Kompetenzen. Hier soll es also im Allgemeinen darum gehen, was ihr von den beiden Konferenzen erwarten könnt – sollten sie wieder in ähnlichem Rahmen stattfinden – und was mein ganz persönlicher Eindruck war.

 

Quod erat expectandum: Erwartung vs. Realität

Der Gründer des Greentech Festivals, das sich selbst “the smartest stage for green success” nennt, ist der ehemalige Formel1-Weltmeister Nico Rosberg. Wie Formel1 und Nachhaltigkeit nun genau zusammengehen sollen, war mir im Vorfeld ein Rätsel. Allerdings hat mein Greentech-Tag damit gestartet, dass ich vor dem Event Gabor Steingarts Morning Briefing zum Frühstück gehört habe und Nico Rosberg in diesem Podcast zu Gast war. Dort hat er eindrücklich skizziert, wie sein Leben nach der Formel1 aussieht und wieso er sich nun für Nachhaltigkeitsthemen vor allem im Tech-Bereich interessiert. Das war nicht nur interessant, sondern auch glaubwürdig und ließ meine Erwartung an das Event etwas steigen.

Tatsächlich wurden meine eher geringen Erwartungen sogar übertroffen. Das Festival begann mit einem herausragenden ShowAct vom Medienkünstler und Robotics-Engineer Moritz Simon Geist. Mit Eröffnungsreden von u.a. Nico Rosberg und  Ex-Außenminister Joschka Fischer begann das Spektakel hochkarätig und wurde ebenso weitergeführt. Vertreter*innen innovativer Start-Ups, großer Konzerne oder der Vereinten Nationen gestalteten die Keynotes und Panels. Zeitpläne wurden minutiös eingehalten und was am spannendsten war: Es gab auch auf dem Panel viele kritische Rückfragen, die der Glaubwürdigkeit der ganzen Veranstaltung wirklich nicht geschadet haben.

Meine Erwartungen an die DMEXCO waren hoch. Die Aussicht, Europas größte Kongressmesse der Digitalbranche vom heimischen Arbeitszimmer aus zu erleben, ließ mich das Event vorfreudig herbeisehnen – auch wenn mich das riesige Programm schon im Vorfeld etwas überwältigt hat. Wie erwartet, waren manche Panels und Keynotes wirklich sehr informativ und gut aufbereitet, andere haben mich eher unterwältigt – aber so ist es ja immer, wenn man sich sein Programm aus so viel Angebot zusammenstellen kann.

 

Morgen ist heute schon gestern: Future proofness

Beide Festivals hatten wirklich innovative Themen. Während beim Greentech Festival der Fokus natürlich auf Nachhaltigkeitsthemen lag (vor allem hinsichtlich der Fragen nach Mobilität und Ernährung der Weltbevölkerung), ging es bei der DMEXCO@home eher um innovative Technologien und Methoden. Viele Anbieter stellten ihre neuesten Tools vor, Konzerne berichteten von deren Digitalstrategien. Dazwischen ging es viel um die neuen Herausforderungen, vor die uns der Datenschutz stellt und alles, was damit zusammenhängt. Doch auch eher soziale Zukunftsthemen wie Corporate Digital Responsibility Strategien, Female Leadership oder Best Practices für eine sympathische Markenidentität im 21. Jahrhundert – von den Berliner Verkehrsbetrieben bis hin zum Fußballverein Eintracht Frankfurt – fanden Platz und haben das Programm sinnvoll ergänzt.

 

Ordnung ist das halbe Leben: Organisatorisches

Das eintägige Greentech Festival mit einer Main Stage und nur zwei kleineren Nebenschauplätzen war als Teilnehmerin wesentlich leichter zu handlen als die DMXCO@home, die schon ordentlich Hirnleistung erforderte, wenn man sich das Programm ansah, um auszuwählen, welche Panels oder Keynotes man sich ansehen will. Eine Bookmark-Funktion hat den Überblick zwar erleichtert, aber ich würde lügen, wenn ich nicht zugeben würde, dass mir trotzdem Sachen entgangen sind, die ich gerne gesehen hätte, einfach weil die Ansicht der verschiedenen parallelen Stränge für ein normales Macbook einfach zu unübersichtlich war. Dafür sollte man sich im Vorfeld in jedem Fall gut Zeit einplanen.

 

Die Königsdiziplin: Networking

Ich liebe Messen und Konferenzen. Nicht zuletzt wegen illustrer Runden an Plastikstehtischen. Bei Onlinekonferenzen geht das natürlich nicht so einfach. Hier ist vor allem bei der DMEXCO aufgefallen, dass man sich bereits im Vorfeld der Konferenz auf dem Portal einloggen konnte und diese Zeit wurde intensiv zum Vernetzen genutzt. Ich hatte schon vor Beginn der Konferenz mehrere Anfragen für einen kurzen Call zum ein oder anderen Thema. Klar, das waren überwiegend Tool-Anbieter, die mit uns zusammenarbeiten wollten und kaum potenzielle Kunden, aber der Netzwerkgedanke wurde bei der DMEXCO dadurch ziemlich gut umgesetzt. Beim Greentech Festival waren die Online-Netzwerk-Möglichkeiten weniger mitgedacht, was aber vermutlich daran lag, dass das Event zum Teil ja auch in Präsenz in Berlin stattfand. Netzwerken war aber durchaus über eine Chat-Funktion möglich, die themenbezogen dann auch genutzt wurde, um das LinkedIn-Profil zu posten und so die Vernetzung anzustoßen.

 

Fazit und Highlights:

Die Teilnahme am Greentech Festival war online kostenlos, die DMEXCO@home hat rund 100 Euro für beide Tage gekostet. Der Preis war in jedem Fall gerechtfertigt.

Vom Greentech Festival war ich positiv überrascht, da das Event wirklich sehr professionell und gleichzeitig sehr sympathisch über die Bühne gebracht wurde. Die Diversität der Teilnehmer*innen bei Keynotes und Panels ist mir positiv aufgefallen, ebenso wie die Tatsache, dass es wirklich um die Sache zu gehen schien, und nicht um die möglichst beste Selbstdarstellung beim Greenwashing. Wer sich für Ökologie und Nachhaltigkeit in Digitalisierung und Industrie interessiert, macht mit dem Greentech Festival sicher nichts verkehrt. Die Speaker*innen waren fast ausnahmslos hören- und sehenswert.

Die DMEXCO@home ist sicher die bessere Wahl für alle, die sich auf die Digitalbranche fokussieren. Für alte Konferenzgänger*innen ist das sicher kein neuer Tipp, aber ich sag’s dennoch: Es bringt viel, sich im Vorfeld die Zeit zu nehmen, das Programm zu studieren und sich die relevanten Beiträge auszusuchen. Insgesamt gab es viel Spannendes und aktuelles, sodass wirklich jede*r noch was lernen kann.

Schwierig ist es natürlich, gerade diese beiden Veranstaltungen zu vergleichen, da die Stoßrichtung jeweils eine andere ist. Wer jedoch auf der Höhe der Zeit sein will, was in Industrie und Digitalwirtschaft passiert, ist bei beiden Veranstaltungen gut aufgehoben, je nach persönlichen Präferenzen vielleicht bei der einen mehr als bei der anderen.

Highlights waren für mich natürlich die Beiträge, die direkt mit unseren Kund*innen zu tun hatten. Daneben habe ich mir viele Vorträge zu den Themen Datenschutz, TCF 2.0 und Cookie-loses Tracking angesehen, vieles über CDPs und DMPs gehört und bei verschiedenen Toolanbietern reingeklickt.

Meine persönlichen Favoriten über beide Events hinweg, bei denen ich wirklich viel Input und/oder neue Ideen mitnehmen konnte, waren einerseits der oben schon kurz angeschnittene Beitrag über die Berliner Verkehrsbetriebe, in dem gezeigt wurde, wie die BVG durch Social Listening zu einer echten Lovebrand wurde. Falls Sie das auch interessiert: Horizont hat den Vortrag hier für Sie zusammengefasst.

Mein zweiter Favorit war die Masterclass des BVDW (Bundesverband Digitale Wirtschaft), ebenfalls bei der DMEXCO@home, zum Thema “Corporate Digital Responsibility (CDR): Warum ein einheitliches Verständnis notwendig ist“. Dort wurden Einblicke in den aktuellen Stand der Dinge beim BVDW gegeben und nachvollziehbar skizziert, wo die Schwierigkeiten liegen, ein gemeinsames Begriffsverständnis und standardisierte Vorlagen für CDR zu generieren. Gerade CDR wird in Zukunft sehr viele Aspekte unserer täglichen Arbeit beeinflussen, daher war es wichtig, zu erfahren, wie weit die derzeit führenden Beratungen und Verbände in diesem Thema sind und in welche Richtung es gehen wird.

Spoiler: Natürlich beschäftigen wir uns bei FELD M schon immer mit den Themen der Digitalen Verantwortung, der IT-Sicherheit und des Datenschutzes wie auch der sozialen Gestaltung digitalisierter Prozesse. Demnächst wird an dieser Stelle auch ein erster zusammenfassender Blogbeitrag zu unserem CDR-Ansatz erscheinen. Stay tuned!

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